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Tschuess, eBay!

1. März 2012

eBay macht sich mal wieder unbeliebt. Zumindest bei vielen privaten Verkaeufern…

Der Online-Marktplatz Ebay ändert im Sommer seine Zahlungsabwicklung. Für Käufer bedeutet das einen größeren Schutz, private Verkäufer müssen allerdings länger auf ihr Geld warten, wie eine Ebay-Sprecherin am Dienstag sagte. Denn in Zukunft zahlen Käufer den Preis für den von ihnen erworbenen Artikel direkt an Ebay und nicht mehr an den Verkäufer. Die Online-Plattform leitet das Geld dann an den Verkäufer weiter. Bisher laufen die Geschäfte ohne die Zwischenstation Ebay, Käufer und Verkäufer wickeln die Zahlung direkt miteinander ab.

Ebay begründete die Neuerung mit einem größeren Schutz für die Käufer. Diese würden nun unabhängig von der gewählten Zahlungsmethode voll abgesichert. Erhält ein Käufer den Artikel trotz Zahlung nicht oder weicht der Artikel erheblich von der Beschreibung ab, zahlt Ebay den Kaufpreis inklusive Versandkosten zurück. Die Änderungen gelten für Nutzer, die sich nach dem 22. August 2011 neu registriert haben, bereits. (…) Quelle: Spiegel Online

Ich war von Anfang an bei eBay dabei und habe im Laufe der langen Zeit viele Dinge ueber diese Plattform "entsorgt", was letztendlich zu einem lupenreinen Bewertungsprofil gefuehrt hat. Zudem war eBay auch dann immer mal wieder eine gute Wahl, wenn es darum ging, eher "exotischere" Dinge zu ersteigern, die es so im eigenen Ort oder auch bei der Konkurrenz (Amazon) vielleicht nicht (mehr) gab. Doch eBay hat es immer wieder verstanden, seine urspruengliche Attraktivitaet zu mindern. Da wurden ungefragt die Profile geaendert, es gab fuer jede Kleinigkeit ploetzlich eine Extra-Gebuehr, dann wurde mit der Authentifizierung des jeweils benutzten Rechners herumgespielt, den Neuankoemmligen wurde PayPal verpflichtend auf’s Auge gedrueckt und nun soll das, was bisher als "Kaeuferschutz" bekannt war, ab dem Sommer fuer alle Teilnehmer zur Pflicht werden…

Aus Sicht der Kaeufer hat das natuerlich auch Vorteile und wir wissen alle, dass es unter den Verkaeufern noch immer schwarze Schafe gibt. Doch anscheinend moechte eBay die privaten Leute, die ihre Dachbodenfunde oder andere Dinge versilbern moechten, nicht mehr in seinen Reihen wissen. Es macht zumindest den Eindruck, denn wie sonst sind diese zunehmenden Restriktionen zu erklaeren? Als langjaehriger eBay-Teilnehmer habe auch ich schon einige Kroeten geschluckt, aber nun ist das Mass voll – und der hiesige (Flohmarkt-) Keller gluecklicherweise leer :-)

Mehr als 850 positive Bewertungen sollten als Vertrauensbasis fuer ein mehr oder weniger direktes eBay-Geschaeft ausreichen. Anscheinend sieht eBay selbst das nicht so und legt auch "verdienten" Mitgliedern weitere Daumenschrauben an. Wenn ich einen Artikel schnell verkaufen moechte, stelle ich ihn fuer drei Tage ein und habe in den allermeisten Faellen wiederum zwei Tage nach Auktionsende mein Geld. Die neue Regelung verlaengert diesen Zeitraum erheblich und oeffnet den "Dauernoerglern", die wirklich mit der Lupe nach Kratzern suchen und jeden einzelnen katalogisieren, alle Tore zum Schikanieren des Verkaeufers, auch wenn der sich mit der Gestaltung und Abwicklung seiner Auktion an die allgemeinen Regeln gehalten haben sollte. Somit werden zukuenftig viele Leute ueberlegen, ob sie sich diesen etwaigen "Stress" wegen drei Euro fuenfundneunzig Auktionserloes (von dem eBay selbst 10% einbehaelt) plus Versandkosten antun werden. Ich nicht. Und damit mache ich mal wieder genau das, was eBay anscheinend will. Egal…

Fallbeispiel: Verkauf einer CD. Die Versandkosten in den entsprechenden Rubriken sind durch eBay limitiert. Der Kaeufer kauft eine CD, die normalerweise fuer 1,45 € als Postbrief innerhalb Deutschlands verschickbar waere. Um zu vermeiden, dass der Kaeufer nach Zahlung des Auktionserloeses an eBay als "Zwischenhaendler" angibt, er haette die CD nie bekommen und somit sein Geld (zusaetzlich zur doch erhaltenen CD) von eBay zurueckbekommt, muesste der Verkaeufer die CD als Einschreiben verschicken, um einen Nachweis zu haben. Jetzt kann man sich leicht aurechnen, dass es fuer den Verkaeufer billiger gewesen waere, die CD einfach in den Muell zu werfen…

Man muss sich auch mal diesen Abschnitt auf der Zunge zergehen lassen:

Automatische 5-Sterne-Bewertung für Kommunikation

Da der Großteil der Transaktionen bei eBay reibungslos verläuft, ist die Kontaktaufnahme zwischen Käufer und Verkäufer meistens unnötig. Stellen Sie als Verkäufer immer alle für den Käufer relevanten Informationen bereits in der Artikelbeschreibung zur Verfügung.

Ab 29. März 2012 erhalten Sie automatisch 5 Sterne in den detaillierten Verkäuferbewertungen für Kommunikation, wenn die Transaktion folgende Kriterien erfüllt:

Die Sendungsnummer wurde hinterlegt, oder der Artikel wurde innerhalb eines Werktages, nach dem Sie die Bezahlung erhalten haben, als verschickt markiert.

Die Standardeinstellung Ihrer Bearbeitungszeit beträgt einen Werktag oder Versand am selben Tag.

Die verwendete Zahlungsmethode ist PayPal* – so wird eBay das Zahlungsdatum angezeigt.

Keine Kommunikation zwischen Käufer und Verkäufer: 14 Tage vor dem Kauf bis zum Zeitpunkt der Bewertungsabgabe. Dies betrifft Kommunikation über Meine Nachrichten sowie jegliche geöffneten Fälle.

Quelle: eBay hoechstselbst

Toll, gell? Somit werden auch die Bewertungsprofile durch Zwangs-Automatismen verwischt. Es reicht also zukuenftig nicht mehr, sich als Verkaeufer mit dem Kaeufer freundlich in Verbindung zu setzen und einwandfreie Ware schnell an ihn zu senden. Aber genau DAS ist doch eigentlich das Kerngeschaeft (aus Sicht eines privaten Verkaeufers…). Wohlgemerkt scheint -neben erweitertem PayPal-Zwang- laut dem letzten Punkt auf der oben zitierten Liste "KEINE Kommunikation zwischen Kaeufer und Verkaeufer" demnaechst ein Kriterium FUER fuenf Sterne zu sein. Das ist doch absurd…

Mittlerweile hat sich eBay-Kleinanzeigen zu einer echten Alternative zur "normalen" eBay-Plattform entwickelt; fragt sich nur, wie lange noch. Amazon darf’s fuer Neuwaren sein, denn oftmals sind bei eBay angebotene Dinge sogar teurer als ihr eigentlicher Neuwert. Flohmarkttaugliche Dinge werden demnaechst -wie frueher- gesammelt und vielleicht einmal im Jahr im Rahmen eines lustigen Sonntagvormittags auf dem "richtigen" Flohmarkt um die Ecke verkauft und was uebrig bleibt, wird gespendet oder wandert schlicht und ergreifend in die Tonne. Ende. So hat es frueher funktioniert und so wird es wieder funktionieren. Auch ohne eBay. | Update: Hier ein diesbezueglicher Erfahrungsbericht.

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