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Star Trek 12 – Into Darkness

14. September 2013

Achtung, Spoiler!

Ja, es ist der erste Star-Trek-Kinofilm, den der Schreiber dieser Zeilen NICHT im Kino gesehen hat, weil er ihn -wie alle anderen elf Filme davor auch- "traditionell" in 2D sehen wollte. Leider boten die hiesigen Kinos ausschliesslich die 3D-Version an. Nun ist die DVD erschienen und das Abenteuer konnte endlich weitergehen…

Regisseur J.J. Abrams zieht auch im zwoelften Star-Trek-Kinofilm wieder alle Register seines Koennens. Doch eigentlich ist dieser erst sein zweiter Teil, denn seit Star Trek 11 befinden wir uns "Dank" Abrams in einer anderen Zeitlinie, die die Ereignisse der bisherigen Fernsehserien und der Kinofilme 1-10 quasi aufhebt. Oder diese in andere Zusammenhaenge stellt…

"Star Trek – Into Darkness" hat alles, was der wissende Trekkie mag und ebenso alles, was es braucht, um einen Neueinstieg ins Star-Trek-Universum attraktiv zu gestalten. Es gibt die traditionellen Uniformen, eine klassisch geformte und zugleich technisch absolut auf der Hoehe der Zeit befindliche "Enterprise", sogar einen "Tribble" und – Khan. Der genmanipulierte Boesewicht, der erstmalig in der klassischen "Raumschiff Enterprise"-Folge "Der schlafende Tiger" auftauchte und Anfang der achtziger Jahre im Kinofilm "Der Zorn des Khan", dem wahrscheinlich besten Film der "klassischen" Kinoreihe, wieder erschien und darin spektakulaer sein Leben aushauchte.

Doch, ist dies alles -auf Handlungsebene- wirklich passiert? Jein. Im ersten Zeitstrahl ja, aber nicht in der von J.J. Abrams mit Star Trek 11 neu geschaffenen, alternativen Zeitebene. Somit bekommen wir "Sherlock"-Darsteller Benedict Cumberbatch als "Khan" zu sehen – und er macht seine Sache ziemlich gut, obwohl er zumindest rein aeusserlich nicht viel mit seinem "Vorgaenger" Ricardo Montalbán gemeinsam hat.

Teilweise wirkt der Film wie eine "Spiegelversion" von "Der Zorn des Khan". Die "Sterbeszene" zwischen Kirk und Spock ist quasi die Schlusszene aus "Der Zorn des Khan" – nur mit vertauschten Rollen. Waehrend sie im Urfilm die freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren untermauert und eindrucksvoll illustriert, dient sie hier zur fruehzeitigen Festigung – denn letztendlich wird die Enterprise am Ende des Films erst zu ihrer beruehmten, fuenfjaehrigen Reise aufbrechen…

J.J. Abrams und seine Drehbuchautoren haben sich in der klassischen Zeitlinie gewaltig umgeschaut und ueppig bedient. Man darf dem Film auch attestieren, dass das Zusaemmenspiel der Crew deutlichst verfeinert wurde und beispielsweise viele Dialoge und/oder "Sticheleien" des neuen Dr. McCoy oder von Scotty ihren jeweiligen Vorgaengern absolut wuerdig sind.

Der Film verdreht und variiert, wo er nur kann, was generell sehr unterhaltsam ist und gerade den "Wissenden" das ein- oder andere, selige Schmunzeln voellig zurecht abverlangt. Trotzdem birgt er viele neue Facetten und paradoxerweise durch viele verdrehte Elemente auch viel Vertrautes. Die Vorlagen werden mit Respekt behandelt, was sich oftmals in kleinen, aber feinen Zitaten manifestiert. Doch, viele fragen sich: "Ist das noch Star Trek?"

Auch hier ist ein eindeutiges JEIN angebracht. Einerseits schon – aufgrund der vielen Referenzen zur eigentlichen Star-Trek-Welt. Andererseits gibt es auch viele Dinge, die so gar nicht ins treckige Bild passen wollen – die Liebesbeziehung zwischen Uhura und Spock zum Beispiel – und die nachvollziehbar den Zorn der "Star-Trek-Traditionalisten" auf sich ziehen. Zudem ist "Into Darkness" streckenweise doch zu sehr Popcorn-Action-Kino, so dass der Film in punkto Nachhaltigkeit teilweise auf der Strecke bleibt.

Trotzdem: Es ist gross, es ist toll, es macht Spass und man sollte es als das betrachten, was es letztendlich ist: Eine Variation altbekannter Strukturen – hochmodern, respektvoll und witzig.

Captain Pike wird also dank J.J. Abrams niemals entstellt auf Talos IV sein Dasein fristen und wenn Abrams so weitermacht, dann werden demnaechst Delphine aus der Zukunft geholt, um die Erde der Gegenwart zu retten. Es wird die tiefgreifende Frage aufkommen, warum Jesus ein Raumschiff braucht. Kirk wird den Genesis-Effekt am eigenen Leibe zu spueren bekommen und der "Nexus" wird wohl eher nicht zum Treffpunkt der Generationen. Vielleicht schafft es Picard ja gar nicht bis zum Captain, Constable Odo wird nie entdeckt werden und Lieutenant Janeway heiratet Admiral Kim. Naja, uebertreiben wollen wir’s mal nicht… :-)

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