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Happy Birthday, Udo Jürgens!

30. September 2009

Ja, er hatte intensive Frauengeschichten und ja, er hat frueher auch mal gerne tief ins Glas geschaut. Woraus viele Journalisten meinen, eine Riesen-Gratulationsbiographie fabrizieren zu muessen, das ist hier und jetzt lediglich zwei Nebensaetze wert. Warum? Es war und ist schlicht und ergreifend seine (!) Sache…

Die Musik, sie ist es, die im Vordergrund stehen sollte. Jenseits vom griechischen Wein und der Feststellung, noch niemals in New York gewesen zu sein, hat der gebuertige Kaerntner Lieder geschrieben, die viele andere "deutsche Wellen" muehelos ueberdauert haben, weil einfach die Qualitaet gegeben war. Es ist schade, dass Udo immer viel zu sehr in die Schlager-Ecke gedraengt wurde. Zweifelsohne hat er auch viele "Gute-Laune-Songs" gemacht, aber genau diese wurden auch immer mit akriebischer Genauigkeit von der Plattenfirma herausgepickt und als Singles veroeffentlicht, waehrend die wahren Perlen auf den LPs verblieben und allerhoechstens im Rahmen von Live-Konzerten zur Geltung kamen.

…und meistenteils sind es genau diese "Ueberbleibsel", die dem Schreiber dieser Zeilen in musikalischer Hinsicht immer viel bedeutet haben, die immer gehoert wurden, egal, welche anderen Musikvorlieben zusaetzlich gegeben waren. Im Alter von gerade mal acht Jahren kaufte ich im damals noch vorhandenen "Hertie"-Warenhaus in Guetersloh zusammen mit meiner Mutter meine erste Vinylsingle vom eigenen Geld: "Gefeuert" von Udo Juergens. Natuerlich habe ich den aeusserst sozialkritischen Text damals nicht verstanden :) Die B-Seite war und ist "Mein Bruder ist ein Maler", ein wunderschoenes Lied, welches er seinem Bruder gewidmet hat und welches der A-Seite zeitweise den (Vor-)Rang abtrotzte, was mich erkennen liess, dass da musikalisch und textlich noch viel mehr zu holen war.

"Udo 80" war dann allerspaetestens das Album, welches mich sprichwoertlich vom Hocker haute. Die kleine "Sinfonie" mit dem schoenen Namen "Wort", die er mit den Berliner Symphonikern aufnahm und sich somit einen Jugendtraum erfuellte, aber auch das zum Heulen schoene "Ist das nichts?" und das aus der Fernsehserie "Es war einmal… der Mensch" bekannte "Tausend Jahre sind ein Tag" lassen diese Platte bis heute aus meiner Sicht unsterblich werden. In den 80ern und 90ern folgten geniale Platten, die immer wenigstens 4-5 Songs jenseits der jeweiligen Singleauskopplungen hatten, die es eigentlich eher wert gewesen waeren, die Charts zu zieren. Es war ihm nicht vergoennt. Trotzdem: "Willkommen in meinem Leben", "Treibjagd", "Ohne Maske", "Das blaue Album", "Deinetwegen" oder "Silberstreifen", das sind u.a. die Alben, die auch heute noch immer wieder gerne gespielt werden.

In den 50ern und teilweise auch noch in den 60er Jahren hat Udo aus heutiger Sicht ganz ueble "Hurra-wir-fahren-nach-Italien"-Lieder mit weinerlicher Stimme und rrrrrollendem Rrrr gesungen. Weil es ihm auferlegt wurde. Es war halt "in". Aber erst, nachdem er mit der wohlweislich einfach gestrickten Edelschnulze "Merci Chérie" den Grand Prix Eurovision De La Chanson gewann (ein Wettbewerb, der damals noch Bedeutung und Ansehen genoss), merkte er, dass er allein es besser konnte als alle anderen, die ihm bis dato gut zugeredet hatten. Der Rest ist Geschichte. In den 70ern folgten einige sozialkritische Songs (z.B. "Lieb Vaterland"), die auch den Grundstein fuer vieles legten, was auf den spaeteren Platten zu hoeren war. Meiner subjektiven Meinung nach hat Udo Juergens in der Zeit von den Spaetsiebzigern bis Mitte der neunziger Jahre die allerbeste Musik seiner gesamten Karriere fabriziert. Danach verlor er sich zu sehr in Wiederholungen und daraus resultierenden Neuaufnahmen alter Songs fuer neue Best-Of-Sampler. Spaetestens das Album "Einfach Ich" aus dem vergangenen Jahr liess das alles wieder in den Hintergrund treten, denn da blitzte sie wieder massiv auf, diese Magie eines typischen Udo-Juergens-Albums in bester Tradition.

Trotzdem tourt er unaufhoerlich weiter durch die Republik – und das vor ausverkauften Hallen. Aus finanziellen Gruenden haette er das bestimmt nicht mehr noetig, aber das ist es, was er lebt und liebt und womit er sich zurecht viiiele Fleisspunkte verdient, selbst im jetzt erreichten Alter von 75 Jahren.

Herzlichen Glueckwunsch, Udo Juergens, und DANKE fuer viele, unvergessliche Lieder!

Hier ein paar besondere Youtube-Videos. Leider sind viele der hiesigen, heimlichen Favoriten dort nicht auffindbar und wenn doch, dann meistens "nur" als Standbildvideos von irgendwelchen privaten Usern. Doch Letztere eignen sich wenigstens zum Anhoeren der Songs…

Gefeuert (1977)
Ihr von morgen (Hymne an die Zukunft)
Ich weiss, was ich will (1980)
Ein ehrenwertes Haus ("Disco", 1975)
Der Mann mit der Muetze (Helmut Schoen gewidmet)
Stefan Raab spielt Udo Juergens bei "Wetten Dass"
Udo Juergens und Roger Cicero – Ein ehrenwertes Haus
Tausend Jahre sind ein Tag (Slideshow)
Ist das nichts? (Textvideo)
Mein Baum (seinem Vater gewidmet) (Standbildvideo)
Leave a little love (Englisch)
Fehlbilanz 2008
Es war einmal… der Mensch (Intro)
Tom & Jerry (intro)
Wort (Standbildvideo)
Al Martino – Come Share The Wine
Udo Juergens und Xavier Naidoo – Ich glaube

…und es gibt noch viele mehr…

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