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In Flagranti

21. April 2011


"Wir sind reifer geworden" – Das ist ein Ausspruch, den junge Bands gerne zur Veroeffentlichung ihres zweiten oder dritten Albums anbringen. Nun ist das Duo "KonFerenz" allein schon rein altersmaessig der Tokio-Hotel-Epoche entronnen, doch befindet es sich nach dem Debut "KonTakt" und dem Nachfolger "InTakt" nun auch erst beim dritten Album und zeigt dabei schon im Begleittext des Promo-CD-Exemplars ein hohes Mass an Faehigkeit zur Selbstanalyse:

In zwölf Episoden durch die Nacht der Großstadt. Urbane Beats und weite Klangflächen, treibende Grooves und funkiges Gerät. Mit ihrem dritten Album markieren Joachim Krohn und Marc Bornée – aka KonFerenz – die nächste Etappe ihres künstlerischen Wegs. Nu Jazz und Electronica, zeitlos und international, kühl und leidenschaftlich zugleich. (…) Vielschichtige Harmonien über rhythmisch filigranen Gerüsten, schimmernde Sounds wie auf nassem Asphalt, auf dem sich die Nachtlichter der Metropole widerspiegeln. (…)

Besser haette man es kaum zusammenfassen koennen. "KonFerenz" schaffen es mit diesem neuen Album "In Flagranti" vortrefflich, den Lauschenden in ihren Bann zu ziehen. Unterstuetzt werden sie dabei wieder einmal durch die Saengerin Chinaza, die weitere Facetten ihrer Sangeskunst zeigt. Vom (nebenbei erwaehnt oftmals sehr erotisch klingenden) Sprechgesang ueber laessig, ja fast schon swingend daherkommenden Einlagen ("Con Leche") bis hin zu kraftvollen Passagen (wie z.B. im Titelsong "In Flagranti") erstreckt sich der Eindruck, dass ihr bei der Produktion mehr Entfaltungsmoeglichkeiten als zuvor gegeben wurden.

"Consideracao", der dritte Song des Albums, kommt stimmlich gekonnt jazzig-angehaucht daher, hierfuer zeichnet die Gastsaengerin Liza Da Costa verantwortlich.

Der Klangteppich im KonFerenzRaum ist breit und satt (um nicht zu sagen "fett") und dabei echt sauber. Das Album ist astrein abgemischt und selbst minimal ausgestattete Klangpassagen kommen packend daher. Beliebte Stilmittel sind das immer mal wieder dazwischenhaemmernde Piano, raffinierte Drum-Sequenzen und filigrane Basselemente, die auch ein Mark King sicherlich gerne hoeren wuerde. KonFerenz bewegen sich nicht konsequent in ihrer Musiknische, sondern widerstehen saemtlichen Versuchen, ihrer Musik einen vorgefertigten Stempel aufzudruecken, durch die Tatsache, dass auch Gernhoerer anderer Genres hier einige musikalische Zitate wiederfinden duerften. Jazz und Swing haben wir hier schon belegt, fehlt noch die Santana-esque Gitarre in Track Nummer 4 :)

Der achte Song "Dimension" kommt in deutscher Sprache daher. Eigentlich koennte er beispielsweise auch "Folge mir" heissen, doch KonFerenz bleiben ihrer Tradition der konsequenten Einbegriffs-Namensgebung auch auf dieser Platte treu. Die Songs heissen "Kadenz", "Injektion", "DisTanz", "DeKadenz", usw. und machen das Wiedererkennen nur anhand der Titelliste schwer. Doch Namen sind Schall und Rauch, wenn die Musik fuer sich spricht. KonFerenz sind nunmal keine Einzelsongvirtuosen, unter dem Strich zaehlt das Gesamtwerk. Auch dann, wenn mal wieder ein Song quasi "in flagranti" beim Hervorstechen erwischt wird…

Das Album erscheint im Mai 2011. Das Album ist mittlerweile erschienen! Siehe hier.

KategorienMusik