Endlich tut sich was…
Mal eben so einfach "nur" einen Computer kaufen, das ist gar nicht so einfach. Versierte Anwender kaufen sich die Komponenten im Regelfall sowieso einzeln und stellen ihren Rechner ihren Beduerfnissen entsprechend angepasst zusammen. Oftmals kommen dabei sehr "schlanke" Loesungen zusammen, die sich, sofern gut komponiert, oft als sehr zuverlaessig und langlebig erweisen. Wenn dann noch das Betriebssystem entsprechend-abgestimmt installiert wird, kann so ein Computer sehr schnell viel Freude machen.
Die allermeisten Angebote fuer Komplettrechner (z.B. aus dem Discounter) protzen hingegen mit wuchtigem Innenleben. Dabei ist es egal, ob der Kunde die von vornherein eingebaute TV-Karte braucht oder gar nutzt oder nicht. Alles oder nichts. Besonders aergerlich wird es dann aber erst, wenn die meistens ueberdimensionierten, zugehoerigen Softwarepakete analysiert werden. Vieles von dem braucht die Mehrheit der Kaeufer/innen niemals. Trotzdem muss es miterworben werden. Auch das Betriebssystem selbst -meistens Windows- ist quasi Pflicht und auch nicht so ohne weiteres leicht veraeusserbar, da keine richtigen "Vollversionen" als Beigabe enthalten sind, sondern nur sogenannte "Recovery-Versionen", die auf anderen Rechnern meistens nicht funktionieren (Hardwarebindung) und/oder (bei Microsoft) nicht anderweitig freigeschaltet werden koennen.
Man betrachte den derzeit aktuellen Aldi-PC "Medion MD 8827". Er bietet in punkto Hardware eine gaengige Ausstattung fuer knapp 500 Euro. Im Preis enthalten ist dann ein "umfangreiches Softwarepaket":
– Windows Vista® Home Premium
– MEDION Home Cinema Suite
(PowerDirector 5 SE, PowerProducer 4, PowerDVD 7, MediaShow)
– nero Essentials
(Nero Burning ROM 7 Essentials, Nero Recode 2SE Essentials, Nero Express Essentials, Nero Vision Express Essentials)
– Microsoft® Works 9.0
– Microsoft® Math 3.0
– Microsoft® Office 2007 Trial Version
– Ulead PhotoImpact 12 SE
– T-Online
– WISO Mein Geld 2007
– STAMPIT® Home 3.0 – Frankiersoftware (Gewaltig wichtig :))
– TVsweeper 3 SE
– BullGuard Internet Security Paket
– Sceneo Bonavista
Da werden im Grunde genommen Nutzerabsichten unterstellt, die wahrlich nicht jeder hat. Besonders dreist wird es dann, wenn zum Beispiel mit beigefuegter FREEware (z.B. Skype) geworben wird…
Jetzt hat sich jemand dagegen gewehrt – mit Erfolg. "Antoine G. hatte es versucht. Mehrmals. Hatte versucht, sich seinen Wunschcomputer, ein Notebook des Herstellers Acer, ohne die darauf vorinstallierte Software zu beschaffen. Schließlich bestellte er im Sommer 2006 das Gerät mit dem Softwarepaket bei einem Online-Versand und wandte sich anschließend an die Herstellerfirma. Doch die bot ihm als Entschädigung dafür, dass er weder das vorinstallierte Windows XP noch andere ebenfalls schon eingerichtete Software zu nutzen gedachte, einen Betrag von 30 Euro an. Viel zu wenig, fand Antoine G., er klagte Das Verfahren zog sich fast ein Jahr hin, doch nun bekam G. das schriftliche Urteil zugestellt und darin fast in allen Punkten recht: Der Richter in Puteaux (Großraum Paris) verurteilte den Computerhersteller dazu, nicht nur 311,85 Euro für die nicht genutzte Software und deren Deinstallation zu bezahlen, sondern auch 500 Euro Schadenersatz sowie weitere 150 Euro für einmalige Kosten, die dem Kläger entstanden. Die Kosten des Verfahrens muss der Hersteller ebenfalls tragen. (…) Ein Kunde, der im März bei Dell Deutschland ein Notebook bestellte und das vorinstallierte Windows durch Linux ersetzte, bekam dafür und für ein weiteres ungenutztes Microsoft-Programm immerhin 78 Euro gutgeschrieben." (Quelle: Sueddeutsche.de)
Wenn man den "richtigen" Wert vieler Softwarepaketbeigaben vom Kaufpreis des Gesamtpakets Computer+Software abziehen wuerde, dann bliebe verwunderlicherweise oftmals kaum noch etwas uebrig. Die Hersteller muessen ihre Strategie zukuenftig wohl ueberdenken. Diese "Vollprogramme" moegen fuer den ein- oder anderen Anfaenger sicherlich ein Segen sein, da im Normalfall gleich losgelegt werden kann. Andererseits werden da meistens speicherintensive Programme von Anfang an immer mitgeladen, die man entweder nicht braucht oder die nach einer Frist verfallen und nicht mehr funktionieren. Der Datenmuell befindet sich dann trotzdem weiterhin auf der Festplatte und damit auch im System. AOL-Zugangssoftware und Norton Antivirus braucht nicht jeder und vor allen Dingen muessen solche Programme nicht von vornherein automatisch starten. Trotzdem sind solche und aehnliche Programme auf vielen vor"konfigurierten" Kaufrechnern bereits lauffaehig enthalten.
Wenn es denn schon ein fertiger Discounter-PC sein soll, dann kann man diesen ggf. kaufen und investiere ein bisschen Zusatzgeld (z.B. den etwaigen Erloes aus der Software-Preiserstattung oder aus deren Verkauf) in den freundlichen PC-Schrauber von nebenan, der das Geraet vom Hardwareballast befreit, die Festplatte neu formatiert und das System ordentlich, sauber und angepasst neu aufspielt. Dann kann so ein Geraet auf Dauer Spass machen. Allerdings bleibt dann abzuwaegen, ob dieser freundliche PC-Schrauber nicht von vornherein ein besseres Geraet zu einem fairen und reellen Preis haette bauen und durchkonfigurieren koennen…
"Alles aus einer Hand", eigentlich das Wunsch-Szenario aller Microsofties:))
Links:
Aldi-Rechner
Artikel bei der Sueddeutschen "Computer Nackt"