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Keine Handys in der Schule

19. Februar 2008

Heute stand es in der Lokalpresse: Eine weitere, hiesige Schule hat es den Schuelern und Schuelerinnen grundsaetzlich untersagt, auf dem Gelaende der Schule ein Handy und/oder einen MP3-Player zu benutzen. Die Schueler wuerden sich waehrend des Unterrichts per SMS verstaendigen oder in den Pausen Filmchen drehen, die wiederum Mitschueler diskreditieren, nachdem diese oftmals tatsaechlich ueblen Videoschnipsel spaeter bei YouTube & Co. eingestellt wurden. So gesehen ist das Verbot voellig verstaendlich und in Ordnung. Auch die Tatsache, dass der Unterricht nicht mehr durch Klingeltoene unterbrochen wird, ist vorteilhaft und sollte eigentlich den Normalzustand darstellen.

Schueler/innen sind im allgemeinen nicht so "wichtig", als dass sie staendig erreichbar sein muessten. Trotzdem waere es vielleicht ebenfalls praktikabel, dass die Handys zu Beginn einer jeden Unterrichtsstunde eingesammelt und auf einen Tisch im Klassenraum gelegt werden, waehrend sie auch eingeschaltet bleiben duerfen, falls z.B. die Eltern etwas wichtiges zu vermelden haben. Mit der Auflage allerdings, dass die Geraete voellig stumm bleiben und nicht vibrieren. Dann wuerden die Eigentuemer es ggf. zumindest nach der Unterrichtsstunde merken, dass jemand sie haette erreichen wollen. In Notfaellen bietet sich die klassische Alternative an: Das Telefon im Sekretariat. Wenn dort angerufen und eindeutig gesagt bzw. begruendet wuerde, dass ein Rueckruf dringend notwendig sei, koennte von dort aus eine Ansage ueber die Sprechanlage getaetigt werden: "Schuelerin XY aus der 9c bitte dringend zuhause anrufen". Ob sie diesen Anruf dann im Sekretariat oder mit ihrem eigenen Handy vor der Tuer taetigt, waere dann wohl relativ egal…

Die Intention des Verbots von Handys und MP3-Playern auf dem Schulhof ist sicherlich eine Gute (die Schueler sollen mehr untereinander interagieren und sich nicht mit dem "Knopf im Ohr" teilnahmslos in die Ecke stellen), sie ist aber eigentlich so nicht unbedingt praktikabel. Genauso koennten die Pausierenden ja auch ein Buch oder eine Zeitschrift nehmen und sich in eine Ecke setzen. Das wuerde auch jegliche Konversation mit den Mitschuelern unterbinden…

Man erinnere sich: Frueher wurden Cassetten auf dem Schulhof im Walkman abgespielt. Gegenseitig wurden sich die Kopfhoerer zugesteckt und jeder hoerte mal herein, anschliessend wurde ueber das Gehoerte gesprochen oder die "Bravo" zitiert. Das gehoert(e) dazu… Spaeter, als unsereins im Abi-Stress war, bin ich gerne mal in der Pause zum Parkplatz gegangen, habe mich in meinen R4 gesetzt und zwei-drei Lieder von meiner Lieblingscassette gehoert. Das war erholsam und es fand auch nicht immer statt. Aber es war schoen zu wissen, dass die Moeglichkeit bestand. Und viele, die heutzutage einen iPod mit in die Schule nehmen (weil sie z.B. auf der Busfahrt dorthin etwas gehoert haben), praktizieren das bestimmt aehnlich. Nach einer Klausur muss man nicht zwangsweise in der Laune fuer ausgiebige Konversation sein und in solchen Faellen kann eine kleine Musikdosis in der Pause sehr re-motivierend wirken.

Abgesehen davon hat es die Schulleitung eigentlich nicht zu interessieren, was die Schueler in den Pausen machen, sofern alles im normalen Rahmen bleibt und keiner irgendetwas zerstoert, besprueht oder sich sonst irgendwie daneben benimmt. Also ist das jetzige, generelle Verbot zumindest in Bezug auf die Pausen ein immerhin diskussionswuerdiger Schritt und im Grunde genommen als Eingriff in die freie, persoenliche Entfaltung des Individuums zu werten (die gerade in den Pausen oftmals besonders wichtig ist).

Wahrscheinlich werden solche Massnahmen eher dazu fuehren, dass zumindest die Oberstufenklassen in den Pausen den Schulhof verlassen und sich ausserhalb des Schulgelaendes ihren elektronischen Wegbegleitern widmen. Ob das so erstrebenswert ist, bleibt wohl dahingestellt…

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