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Augen auf beim Grabsteinkauf!

9. Oktober 2014

Wer glaubt, er koenne eine Grabstaette auf einem evangelischen Friedhof im Sinne der Verstorbenen frei gestalten, irrt sich leider gewaltig. Fassungslos stand ich kuerzlich in den Schauraeumen eines hiesigen Steinmetzes und musste mir anhoeren, dass der gewuenschte Grabstein fuer unsere Mutter leider nicht in Frage kaeme, da diese auf einem evangelischen Friedhof begraben sei. Schon waehnte ich eine versteckte Fernsehkamera hinter dem Verkaufstresen, doch leider entpuppte sich diese Aussage als traurige Wahrheit…

Der Grabstein stiess sofort ins Auge. "Guck mal," sagte mein Vater, "der ist doch schoen. Man meint, man wuerde eine Meeresbewegung sehen und Mama hat das Meer doch so geliebt…". Gesagt – getan. Einen schoeneren Bezug kann man doch kaum finden. Es handelte sich um einen schoenen, breiten Stein (ohne Sockel, denn Steine mit Sockel sind auch nicht erlaubt), der allerdings einen ebenfalls sehr schoenen Glanzueberzug hatte. Genau da liegt das Problem. "Solche Steine muessen wir abflammen oder abschmirgeln, da glaenzende Grabsteine auf hiesigen, evangelischen Friedhoefen nicht gestattet sind". Unglaeubig schauten wir die Dame an. "Eine der offiziellen Begruendungen hierfuer ist, dass die von der Glanzschicht zeugenden Reflektionen bei der Andacht stoeren koenn(t)en". Von diesem Moment an war ich fassungslos und fragte mich, welcher weltfremde Sesselfurzer sich so etwas Schikanoeses ueberlegt und durchgeboxt haben koennte? So eine Engstirnigkeit haette ich eventuell von der katholischen Kirche erwartet, aber selbst die ist hierbei anscheinend sehr viel toleranter.

Meine Mutter war zu Lebzeiten vom katholischen zum evangelischen Glauben uebergetreten, damit sie meinen Vater heiraten konnte. Jetzt wuerde sie sich wohl im Grabe herumdrehen, wenn sie wuesste, dass genau das nun dazu fuehrt, dass sie den Grabstein, der ihr mit Sicherheit hundertprozentig gefallen haette, nicht in der gewuenschten Form bekommen kann…

Wenn fuer teures Geld eine Grabstaette auf Jahre hinaus gekauft (!) wird, dann sollte man doch wohl das Recht haben, diese im besten Sinne zu bestuecken. Stattdessen soll alles formgerecht und nuechtern sein. Ihr Bueromenschen bei der Evangelischen Kirche in Westfalen – werdet mal wach!

Ich kann an dieser Stelle leider nur ein Zitat von der Webseite urbs.de anfuegen und doppelt unterstreichen:

"Wer die christliche Lehre auf Friedhofssatzungen reduziert, das Verbot von polierten Grabsteinen zum unantastbaren Glaubensdogma erhebt und Gemeindemitglieder über den Tod hinaus schikaniert, der braucht sich über Kirchenaustritte und zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der christlichen Religion wahrlich nicht zu wundern. "

AMEN !

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