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Stammkneipenpublikum

23. Februar 2009

Wer eine "Stammkneipe" hat, die regelmaessig besucht wird, waechst unweigerlich auch mit dem Abiente, den Wirtsleuten und Gaesten mental zusammen. Natuerlich nur bis zu einem gewissen Punkt, aber trotzdem bieten sich dort auf die Dauer gesehen vertraute Gesichter und kleine Geschichten, die man mit ihnen in Verbindung bringt…

Eines von ihnen war ein aelterer Herr, der oftmals am Samstagabend, wenn es Live-Musik gab, meistens am Tresen sass und sein Bierchen genoss. Am Sonntagabend kam er auch oefters vorbei und im Sommer sass er abends gerne auch draussen. Immer liess er sich von Werner, einem stadtbekannten Taxifahrer, dorthin und wieder nachhause bringen. Er trank nie uebermaessig viele Biere, daher fragte ich ihn eines Tages: "Wohnst Du so weit weg oder warum kommst Du immer mit dem Taxi?" Und er sagte: "Ich bin die ganze Woche unterwegs, da muss ich das am Wochenende nicht auch noch haben". In einem anderen Kurzgespraech erwaehnte er, dass er gerne mal mit den Maedels des FC Guetersloh zu Auswaertsspielen faehrt. Auch das wurde meinerseits nur am Rande wahrgenommen, sozusagen beim "Hallo-Sagen" im Vorbeigehen.

Gestern abend sagte uns der Wirt, dass Rainer verstorben sei. Rainer. Keiner der dort normalerweise Anwesenden kannte seinen Nachnamen. Er war halt immer "nur" der Rainer. Am heutigen Tag formierte sich alles zu einem Gesamtbild. Ein Bericht in der Tageszeitung zeigte die traurige Wahrheit: Rainer fuhr fuer den hiesigen Fussballverein einen Transporter und brachte die Spieler/innen damit beispielsweise zum Training. Auf einer solchen Fahrt erlitt er jetzt einen Herzinfarkt und starb letztendlich daran.

Nun ist er nicht mehr da, dort in der Kneipe, am Wochenende. Und trotzdem man ihn kaum gekannt hat, wird Rainer Goossens (so hiess er) dort fehlen. Nett und freundlich war er immer. Moege er in Frieden ruhen.

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