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Unitymedia contra Bayern-TV

30. Mai 2008

Es ist schon Jahre her, da wurde im damals noch komplett-analogen Kabelfernsehnetz in Guetersloh und Umgebung das dritte Fernsehprogramm des hessischen Rundfunks abgeschaltet. Erst nach vielen Protesten aus der Bevoelkerung wurde es ein paar Wochen spaeter wieder eingespeist.

Mittlerweile hat sich viel geaendert. Die Telekom zeichnet in technischer Hinsicht nicht mehr fuer die Inhalte des Kabelfernsehnetzes verantwortlich und die zwischenzeitlich rudernde und ungeliebte Firma "ISH" ist auch schon Geschichte. Die "Unitymedia" zieht nun die Faeden und hat schon einiges getan, um das Kabelnetz zu reformieren. So sind digitale Angebote hinzugekommen, die natuerlich eine der wertvollsten Ressourcen, die Gesamtbandbreite, mit beanspruchen. Die Tatsache, dass ein einziges, analoges Fernsehsignal ungefaehr die vierfache Bandbreite eines neuartigen Digital-TV-Signals belegt, motiviert die Unitymedia, dem Analog-TV so langsam aber sicher den Garaus zu machen. Der Analoganschluss ist mittlerweile teurer als der digitale und jetzt fangen sie sogar schon an, beliebte Fernsehsender zu entfernen.

Naja, "entfernen" trifft es nicht ganz. Es wird einfach gesagt, dass die analoge Verbreitung des betreffenden Senders zwar eingestellt wird, dieser aber weiterhin und auch zukuenftig ueber die digitalen Kabelsignalwege zur Verfuegung stehen wird. Toll, oder? "Im Zuge der ARD Qualitätsoffensive der ARD mussten in einigen Regionen im Unitymedia Kabelnetz ein ARD Drittes Programm abgeschaltet werden. Diese Sender sind jedoch überall im Digital TV vorhanden. Je nach Region sind unterschiedliche Dritte Programme betroffen, insgesamt der kleinere Teil der Zuschauer im Kabel. Alle Zuschauer können alle ARD Dritten über UnityDigital TV empfangen." (Quelle: FAQ-Webseite der Unitymedia)

Der Ottonormalglotzer kann natuerlich beruhigt weiterschlafen, denn die ueberaus multiwichtigen Shoppingsender sind nach wie vor zahlreich im Kabel enthalten. Brrrr…

Eine der wenigen Existenzberechtigungen fuer das analoge Kabel-TV war bis dato in technischer Hinsicht, dass es ausgereicht hat, ein einziges Kabel von A nach B zu ziehen, um die volle Programm"vielfalt" am Zielgeraet mittels dessen eingebauten Empfangstuners zur Verfuegung haben zu koennen. Das wird auf Dauer erstmal nicht mehr so sein, denn zum Empfang des digitalen Programmpakets ist ebenfalls eine meistenteils billig-anmutende, haessliche (silberfarbene?) Receiverbox erforderlich. Das heisst, jedes analoge Zielgeraet muss mit einem weiteren Stromfresser verbunden werden, damit es ueberhaupt Toene und Bilder von sich geben kann. Daher ist es auch unverstaendlich, dass die allermeisten Neugeraete nach wie vor ausschliesslich analoge Tuner aufweisen…

An dieser Stelle stellt sich echt die Frage, ob man das ohnehin teure Kabelfernsehen nicht abbestellen sollte. Ich selbst habe sowieso keines, das betrifft die untere Etage des Hauses. Fakt ist, dass, wenn schon eine Digibox vorhanden sein muss, auch gleich ein Satellitenreceiver genommen werden kann.

Vorteil: Viel groessere Programmvielfalt, meistenteils bessere Bildqualitaet und man ist nicht von der Willkuer der Kabelanbieterfirmen und Regelbehoerden abhaengig.

Nachteil: Eine Schuessel muss her und davor schrecken viele Menschen zurueck. Die Fernsehsatelliten befinden sich allerdings mehrere tausend Kilometer von der Erdoberflaeche entfernt und da ist es -freie Sicht zum entsprechenden Horizontabschnitt vorausgesetzt- voellig egal, ob die Schuessel huebsch-haesslich sichtbar auf dem Dach oder am Giebel thront oder ob sie zwischen die Blumen in den Garten gepflanzt wird :) Im Zeitalter der Universal-LNBs mit mehreren, vollwertigen Direktausgaengen ist auch die Verdrahtung unter normalen Bedingungen ein nicht unbedingt grosses Problem und somit duerften in einem normalen Haushalt mit normalen Anspruechen keine aufwendigen, innerhaeuslichen Verteileranlagen mehr notwendig sein…

DVB-T ist zumindest in der hiesigen Gegend fuer viele Menschen leider noch keine richtige Alternative, da hierueber lediglich ein paar oeffentlich-rechtliche Programme (allerdings inklusive BR-TV!) beziehbar sind, die Privaten fehlen in den Bouquets gaenzlich.

Auf Dauer wird sicherlich das Internet eine dominante Rolle auch fuer den Fernsehempfang spielen. Portale wie "Zattoo" sind da ein vielversprechender und zukunftsweisender Anfang. Das traditionelle One-Way-Fernsehen hat schon jetzt massiv an Reichweite verloren und die wird es auch so schnell nicht zurueckgewinnen koennen, wenn ueberhaupt…

Weiterlesen: Sachbezogener Text bei BR-Online

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