Home > Medien > Commander In Chief

Commander In Chief

6. Januar 2007

…das ist die korrekte Amtsbezeichnung des amerikanischen Praesidenten. Gleichzeitig ist es der Titel einer 18-teiligen Fernsehserie mit Geena Davis in der Hauptrolle als erster weiblicher amerikanischer Praesident MacKenzie Allen. In einer weiteren Rolle ist uebrigens Donald Sutherland (der Vater von "24"-Star Kiefer Sutherland) zu sehen.

Wenn einen die obligatorische Fruehjahrsgrippe heimsucht, wie hier unlaengst geschehen, ergibt sich aufgrund von nicht vorhandener Produktivitaet die Situation, viel Zeit zum passiven DVD-Schauen zu haben. Die Serie mit dem sachlich falschen, "deutschen" Titel "Welcome, Mrs. President" (es muesste wenn schon "Madam President" heissen) war in dieser Situation willkommenes Mattscheibenfutter. Und erstaunlich gut.

Die Serie wirkt authentisch und beschraenkt sich eigentlich generell darauf, die vielseitigen Geschehnisse aus der Sicht der Agierenden im weissen Haus zu Washington zu zeigen. Es erinnert ein wenig an "Raumschiff Enterprise", wo Captain Kirk den Abschuss der Torpedos befahl, Mr. Sulu dann z.B. mit "Treffer an Backbord" antwortete, aber von dem eigentlichen Vorgang selbst nur recht selten etwas zu sehen war. Die Kamera blieb bei der Crew auf der Bruecke des Raumschiffs. Aehnlich ist es hier. Trotzdem ist es teilweise doch sehr spannend gemacht.

Glaubwuerdige Charaktere, nicht zu ueberspitzt gezeichnet und nachvollziehbare Situationen. Da werden alle moeglichen Problemstellungen, die das amerikanische Volk beschaeftigen, ausfuehrlich angegangen. Aids, die Todesstrafe, politische Manipulationen, Rassenfragen, Traditionen, Terrorismus, Aussenbeziehungen, Nordkorea, der Medienzirkus usw.

Dabei wird der Alltag eines Praesidenten oftmals augenzwinkernd parodiert, aber meistens sachlich-unterhaltend und niemals langweilig dargestellt. Bei vielen Sachverhalten wird kein Blatt vor den Mund genommen und diese Offenheit ueberrascht den normalsterblichen Zuseher gluecklicherweise ziemlich oft. Wahrscheinlich ist die Serie auch deswegen nicht auf allzu grosse Gegenliebe in der derzeitigen Bush-Administration gestossen. Streckenweise ist die Serie leider auch nicht frei von gewissen, fuer amerikanische Produktionen oftmals typischen Klischees und dem anscheinend unvermeidbaren Pathos, nur faellt beides hier nicht sofort unangenehm auf.

Geena Davis bekam fuer ihre Rolle den "Golden Globe".

Die Serie ist in sich abgeschlossen und wird auch nicht weiter fortgesetzt. Trotzdem: Gute Fernsehunterhaltung auf ueberraschend hohem Niveau. Nicht ganz so extrem spannend wie "24", dafuer aber recht vielschichtig.

Die Serie wurde in 2006 auf Sat 1 ausgestrahlt, wobei der Sender nach wenigen Folgen immer wieder darueber nachdachte, die Sendung zu kippen oder zu verschieben, da die Quoten mal wieder nicht stimmten. Aber, was will man an einem Dienstagabend um 23:15 Uhr erwarten? Trotzdem hat SAT1 den Termin diesmal durchgehalten. Der naechste Sendetermin ist interessant: Laut SAT1-Webseite im Jahr 1970 :)

KategorienMedien