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Der letzte Bulle

13. April 2010

"Schimmi lebt" hiess es im Twitter, es waren Worte von Annik Rubens, die sie waehrend der Erstausstrahlung der Pilotfolge zur neuen SAT 1-Serie "Der letzte Bulle" dort hinterliess. Das machte neugierig und gluecklicherweise folgte um kurz vor Mitternacht eine Wiederholung dieser Folge…

Die Story liest sich gut: Ein rauhbeinig-anmutender "Bulle" ("Mick Brisgau", gespielt von Henning Baum) faellt Ende der 80er-Jahre ins Koma und erwacht in der Gegenwart. Seine Tochter ist erwachsen, seine Frau anderweitig gebunden. Er weiss nicht, dass Freddy Mercury tot ist, dass es Handys und Navis gibt und noch weniger kommt er mit modernen Kaffeeautomaten zurecht. Dieses "verstrahlte Jahrtausend" (Zitat), in dem er sich nun befindet, hat nicht mehr viel mit der Welt gemeinsam, die er zwanzig Jahre zuvor zwangsweise hinter sich lassen musste.

So fluechtet er einerseits in die Reste seiner alten Welt, die es tatsaechlich noch gibt und andererseits versucht er, den aktuellen Gegebenheiten mit Humor, Coolness und der Laessigkeit eines Horst Schimanski zu begegnen. Das wirkt charmant und ist interessant, obwohl der Dialogregisseur bestimmt einige Atze-Schroeder-Platten gehoert haben muss, denn manche Sprueche wirken selbst fuer 80er-Jahre-Verhaeltnisse ziemlich kuenstlich… (…aber: Nix gegen Atze! :-))

Die eigentliche Story, also der "Fall", geriet zumindest in dieser Pilotepisode recht arg in den Hintergrund. Ebenso kann kritisch angemerkt werden, dass der Findungsprozess des Helden beispielsweise in einer amerikanischen Serie bestimmt viel ausfuehrlicher gezeigt worden waere, was dieser ersten Folge sicherlich auch gut getan haette.

Ein Ermittler braucht einen Partner. In diesem Fall koennte dieser optisch als kleiner Bruder von Kaya Yanar durchgehen. Vom Wesen her soll er natuerlich das ruhige Gegenstueck verkoerpern, welches voellig auf der Hoehe der Zeit und mit saemtlichen Regeln vertraut ist. "Andreas Kringge", so sein Filmname, wirkte manchmal wie eine Art juengeres Pendant zu Schimanski’s Kumpel Thanner. Trotz guter Ansaetze blieb dieser Charakter noch verhaeltnismaessig blass, liess aber Potential nach oben durchschimmern.

Der Soundtrack war -natuerlich- achtzigerlastig. Falco’s "Kommissar" (wie treffend!), U2’s "With or without you" sowie viele andere Hits erklungen und seltenere Songs wie Steinwolke’s "Katharine" wurden ebenfalls eingeflochten.

Die Serie erinnert an die britische Serie "Life On Mars"- nur andersherum. "Der letzte Bulle" wendet sich unterhaltsam an Nostalgiker und Krimifans, ohne zu aufdringlich zu sein, was leider -zumindest in der Pilotfolge- zu Lasten der Spannung ging, denn Action-Szenen gab es kaum und die Gefahr des Fingernaegelkauens war auch nicht gegeben. Trotzdem war es nett anzusehen und machte Lust auf mehr, auch wenn die Hauptfigur nur so gerade eben noch an der voelligen Ueberzeichnung vorbeischrammte…

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