Helden – Was dein Land nicht braucht
Achtung, Spoiler!
"Das Leben ist zu kurz fuer schlechte Filme" – zugegeben, dieser Satz ist ein Klischee, aber fuer die Beurteilung eines klischeebehafteten Machwerks ist er durchaus angebracht…
"Europa zerbricht – sind sie auf alles gefasst" – Nein, das ist kein Zitat aus dem Parteiprogramm der AFD, sondern aus dem Film "Helden – Wenn Dein Land Dich braucht", der unlaengst bei RTL fuer gute Quoten sorgte – aber dennoch sein Ziel verfehlte.
Kurz zur Handlung:
"Ohne Vorwarnung schlägt am helllichten Tag ein Nachrichtensatellit in den Berliner Reichstag ein und hinterlässt ein Bild der Verwüstung. Während man noch über einen Terroranschlag spekuliert, stürzen Flugzeuge vom Himmel, die Kommunikation bricht zusammen – Deutschland und die gesamte übrige Welt befinden sich im Ausnahmezustand. Westlich von Genf. Im größten Forschungszentrum der Welt, 1 Milliarde Dollar Etat, ist ein Experiment fehlgeschlagen das die Welt aus den Angeln hebt. Wissenschaftler aus 80 Nationen haben mit der sogenannten Gottes-Maschine, dem weltweit größten Teilchenbeschleuniger, den Urknall simuliert und dabei ein schwarzes Loch erschaffen, das die Erd-Gravitation veraendert. (…)" Quelle: Amazon.de
Dieser Katastrophenfilm liegt zu Beginn durchaus auf technisch hoeherem Niveau als viele Genrewerke auf TELE 5, aber an einen Hollywoodblockbuster reicht er niemals heran. Hier erlauben sich die Macher viele Fehler und der geneigte Betrachter muss sich einfach fragen, ob sie ihn sprichwoertlich "verarschen" wollen, oder nicht…
Ein Satellit geraet also aufgrund einer Fehlfunktion des Teilchenbeschleunigers in der Schweiz aus seiner Umlaufbahn, trudelt Richtung Erde – und trifft ausgerechnet den deutschen Reichstag in Berlin…
Da gibt jemand pseudo-wichtige Linuxbefehle in einen Textprompt ein, der mit "C:\Documents and settings\" (Windows XP) beginnt, da liegen unversehrte Roehrenmonitore in den Truemmern des Reichtags und ein "Buzzword" jagt das naechste.
Ein Funkamateur (natuerlich ein Rentner) rettet die Welt mit einem analogen Funkgeraet, aus dem kuenstlich beleuchtete Roehren herausragen. Ein Pfarrer bietet Muslimen (mit Klischeebart) Gulasch an. Letztere wollen an einem christlichen Gottesdienst teilnehmen und es fallen die segensreichen Worte: "Sie waren vielleicht zuerst, aber wir sind jetzt auch hier". Letztendlich teilen die beiden das Brot. Die Bundeswehr wird unrealistisch ueberzeichnet, Schalke04- und Borussia-Dortmund-Fans vereinen sich. Mehr Klischee geht nicht.
Merke: Viele Stars (Yvonne Catterfeld, Armin Rohde, Christiane Paul, Hannes Jaenicke, Heiner Lauterbach und viele mehr) machen noch keinen guten Film. Viele Szenen wirken, als ob die Schauspieler kurz vor dem Dreh noch "Die Simpsons" bei Bier und Chips im wohlklimatisierten Wohnwagen geschaut haetten und Schwierigkeiten hatten, kurz darauf in den schauspielerischen Katastrophenmodus umzuschalten und voellig aufgesetzte Tragik verkoerpern zu muessen.
Der Film macht sich nicht einmal die Muehe, die vielen, aus anderen (besseren!) Genre-Werken uebernommenen Elemente wuerdevoll zu zitieren – nein, sie werden stumpf uebernommen und so gut wie gar nicht variiert. "Der Kontrollraum befindet sich direkt vorm Schwarzen Loch" – heisst es da. Hoffentlich liegen da auch saemtliche Kopien dieses "Event Movies"…
Link: "Helden – wenn dein Land dich braucht" auf DVD.