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Manieren 2.0

12. März 2008

Schluss machen per SMS, Smileys statt echter Freude, von dauerklingelnden Handys zerstörte Gespräche: Nach den Vorteilen digitaler Kommunikation werden immer häufiger auch die Nachteile sichtbar. (Netzeitung)

Der hier verlinkte Artikel befasst sich mit durch die neuen Medien geaenderten Verhaltensmerkmalen, die teilweise wirklich erschreckend zu beobachten sind. Die schnelle, meistens drahtlose Kommunikation hat so manche althergebrachte Gewohnheit abgeloest und/oder in den Hintergrund geraten lassen. Zum Beispiel das Schreiben mit der Hand: So sei es eine fast schon vergessene Kunst, mit der Hand zu schreiben. «Ein Kind aus normalem Haus lernt heute, eine Maus zu bedienen, bevor es mit der Hand schreiben kann.» Koennte stimmen. Zugegebenermassen schreibe ich selbst mittlerweile auch aeusserst ungern mit der Hand. Eine Tastatur ist mir deutlichst lieber… Eine Spaetfolge? Bestimmt.

«Früher galten Menschen als cool und wichtig, die immer erreichbar waren» (…) «Heute ist man interessant, wenn man es sich leistet, das Handy auch mal abzustellen.» Man erinnere sich an die ersten "Koffertraeger", die ihr C-Netz-Telefon aus dem Auto wuchteten und damit durch die Fussgaengerzone liefen. Warum wohl? Oder die Telefondummies, die den echten Vorbildern taeuschend echt nachempfunden waren. Ein ideales Spielzeug fuer "Wichtigtu-er", die sich damals kein echtes Handy leisten konnten. Damals, als es noch etwas Besonderes und besonders-teures war… Und gab es da nicht auch diese Anrufdienste, die jemanden auf Bestellung passgenau anriefen, nur damit das Handy exakt im Menschengetuemmel klingelt und der Besitzer einen Grund hatte, es ans Ohr zu halten? :-) (<= Der Smilie... mittlerweile auch ein Ausdrucksmittel z.B. zur Verdeutlichung von angewandter Ironie...) Musste einst in ewig währenden Diskussionen der Beziehung mit der langweilig gewordenen Freundin ein Ende gesetzt werden, gibt es den Korb heute gern per Kurznachricht. Der Benimmexperte findet das billig und respektlos. Richtig. Das ist es. Anscheinend aber auch sehr bequem und hoechstwahrscheinlich ein Zeichen von innerer Verrohung… …und/oder Feigheit.

Emails… eine schnelle Kommunikationsbruecke. Frueher dauerte das Zustellen eines Briefes wenigstens ein- bis zwei Tage, heutzutage werden Antworten auf elektronische Briefe oftmals schon innerhalb von wenigen Minuten getippt – und auch erwartet. Nur bei mehr oder weniger offiziellen bzw. formalen Emails gilt nach wie vor eine Zeitspanne von bis zu 48 Stunden, in denen die etwaige Antwort erwartet wird (z.B. eBay-Kaufabwicklungen).

"Manieren 2.0 – Stil im digitalen Zeitalter" ist ein Buch von Adriano Sack, welches vielleicht doch mal wieder geeignet ist, die Tastatur und den Bildschirm sowie die MP3-Berieselung zumindest zeitweise mal in den Hintergrund ruecken zu lassen um Gelegenheit zu erhalten, den vorgehaltenen Medien-Benimmspiegel passend zu analysieren…

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