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20 Jahre "Fanta4"

25. Juli 2009

Eine Leiter an einer Hauswand, Anfang der 90er Jahre. Unsereins faehrt mit dem Auto daran vorbei, erkennt den darauf befindlichen Kumpel (seines Zeichens Maler von Beruf) und somit kommt es zu einem folgentraechtigen Gespraech: "Kennst Du die schon, diese deutsche Rapper-Truppe?" – "Ich hoerte vorhin so einen Song… irgendwas mit "Die da die da, Freitags ist sie nie da". "Genau… Genial, oder?"

…und es war genial. Es passte in die Zeit, es war neu und es ist bis heute einer der deutschen Texte, die ich nach wie vor komplett auswendig kenne… "Die Fantastischen Vier" waren und sind zweifelsohne die Wegbereiter vieler Strukturen rund um den Sprechgesang, die heutzutage teilweise selbstverstaendlich sind. Wobei sie viele ehemalige "Widersacher" schlicht und ergreifend durch Bestaendigkeit und Koennen abgehaengt haben. Gleichzeitig kamen nach ihnen aber auch weitere, zumindest artverwandte Gruppen auf, die teilweise bis heute auch sehr erfolgreich sind und die ebenfalls weitere beeinflusst haben. Falco war bereits Anfang der 80er-Jahre wohl einer der allerersten, der deutschsprachige Rapelemente in seine Songs eingebaut hat, aber die "Fantas" hatten den ersten, komplett (hoch-)deutschsprachigen Rap-Mega-Hit.

Sie sampelten "Tainted Love" schon mehr als ein Jahrzehnt vor Rihanna und bauten Zitate aus Filmen und Hoerspielen in ihre Songs ein. Mit dem Erfolg kam wohl auch die Experimentierlust, einige Solo- und Extraprojekte waren die Folge. Manchmal recht erfolgreich, manchmal aber auch nicht. Waehrend die ersten Alben zumindest fuer den Ottonormal-Musikkonsumenten nur schwer durchhoerbar waren, wurden die spaeteren Werke in sich selbst stimmiger, was wohlgemerkt NICHT "angepasster" oder "mainstreamiger" heissen soll. Obwohl die Fantastischen Vier sicherlich in den Augen vieler Szenejuenger schnell als "Mainstream" abgetan wurden. Hast Du einen Hit, dann veraendert sich dein Publikum, das war schon immer so.

Die Vier aus Stuttgart hatten viele Hits. "Tag am Meer" und "MfG" stechen hier aus Sicht vieler Kritiker besonders hervor. Sie kollaborierten mit Herbert Groenemeyer und selbst Xavier Naidoo, der gaaaanz frueher mal dem nicht unbedingt wohlgesonnenen "3P"-Label angehoerte, wird sich neben Sasha, Juli, Extrabreit, Fools Garden und vielen weiteren Bands und Kuenstlern auf einer am 7.8.09 erscheinenden Tribute-Doppel-CD die Ehre geben und einen fantastischen Song intonieren.

Viele Menschen ruempfen die Nase, wenn sie Begriffe wie "Rap" oder "HipHop" in Zusaemmenhang mit deutschen Interpreten hoeren, da sie dabei oftmals zumindest unterschwellig an das denken, was landlaeufig gerne als "Gossen-Rap" bezeichnet wird und/oder weil sie gewisse Leute z.B. aus der sogenannten "Berliner Szene" nicht moegen. An dieser Stelle haben die "Fantas" -im folgenden Zitat vertreten durch Thomas D- aber doch eine relativ liberale, ja sogar positive Einstellung: "Außerdem finde ich es gut, dass Musik in Deutschland mal nicht ausschließlich aus dem Bürgertum kommt. Das ist etwas Neues, deshalb ist jemand wie Bushido wichtig. (…) Auch die Rapper, die jetzt eher stumpfe Parolen skandieren, werden sich öffnen, werden eine Entwicklung durchmachen. Wir waren am Anfang auch Spaß, Party, Mädchen, Hurra. Erst mit der Zeit kamen andere Themen hinzu."
(Quelle: Lesenswerter Jubilaeumsartikel bei der SZ).

Die "Fantastischen Vier" zu beschreiben, ist gar nicht so einfach, daher sage ich’s mit ihren eigenen, aeusserst zutreffenden Worten:

Hier sind die Vier wieder – und deine Nadel vibriert, wenn Alter Adel regiert
Hier sind die Vier wieder – die tausendmal schon kopiert, fotografiert und zitiert
Hier sind die Vier wieder – die dich seit Jahren inspirier’n, die Scheisse selbst zu probier’n
Hier sind die Vier wieder – bist du genug motiviert, dann bleib' hier und hoer' zu
Hier sind die Vier wieder – Thomas D, Hausmarke, And.Y und Smu

(Quelle: Songtext "Le Smou", 1999)

Herzlichen Glueckwunsch… …und weiter so! :-)

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