Home > Computerkram, Medien, Musik > CDs leben nicht ewig

CDs leben nicht ewig

1. Februar 2010

Etwa ab Mitte der Neunziger Jahre ging es los mit der privaten Musik- und Datenbrennerei im heimischen Buero, spaeter kamen dank geeigneter Kompressionsverfahren auch Videoinhalte hinzu. Die Leute digitalisierten ihre Bilder, Schallplatten und Videocassetten, waren die CD-Scheiben doch wesentlich flexibler, vor allen Dingen im mobilen Einsatz. Mit Beginn des neuen Jahrzehnts schicken sich Festplatte und statischer Speicher an, den rotierenden Silberscheiben in ihrer Funktion als Datentraeger den Rang abzulaufen.

Tonband-Cassetten haben schon laenger keine Relevanz mehr, die klobigen CD-Walkmaenner sind zugunsten schlanker MP3-Player nahezu ausgestorben und die Schallplatte erlebt zumindest auf den Heimanlagen eine Renaissance. Groessere Datenmengen landen immer haeufiger auf Speicherkarten oder Terabyte-Festplatten. Und warum? Weil es besser ist. Wer heutzutage seine Daten auf einer Festplatte ablegt und von dieser wiederum ein identisches Backup pflegt, duerfte bei sorgfaeltiger Handhabung weitaus laenger Freude an seinen Daten haben als diejenigen, die ihre Inhalte auf CD-Spindeln horten.

Im Jahr 1986 kaufte ich eine meiner ersten Original-CDs, "Kleine Helden" von Wolf Maahn. Eine Originalpressung aus dem Hause EMI. Diese CD wurde immer "artgerecht gehalten", bekam so gut wie nie Sonne ab und war auch nie groesseren Temperaturschwankungen ausgesetzt, natuerlich wurde sie immer in ihrer Huelle verwahrt. Sie spielt nach wie vor, hat aber im aeusseren Randbereich Ausfransungen und Verfaerbungen. Da das Album mit ungefaehr 45 Minuten Spielzeit nicht die ganze Scheibe ausfuellt, blieb die Musik bisher erhalten und diese wurde mittlerweile ohnehin in die MP3-Jukebox uebertragen.

Viel schlimmer sieht es aber mit selbstgebrannten CDs und DVDs aus. Deren Verfall macht vor ihren Inhalten auch nicht Halt. In vielen Faellen wurden und werden diese Scheiben bis zum Rand bespielt und genau diese "Randdaten" sind diejenigen, die am ehesten verloren gehen koennen. Die aelteste, hier auf einem Audio-CD-Recorder gebrannte CD, auf der eigene Vinyl-Singles verewigt wurden, ist mittlerweile 15 Jahre alt und laeuft noch einwandfrei. Andere Scheiben, die noch vor wenigen Jahren auf dem PC unter Umstaenden schneller gebrannt wurden, funktionieren mittlerweile nicht mehr. Das kleine Foto zeigt ein eigenes Beispiel, diese CD (Fabrikat "Lifetec" (Medion) / Aldi) wurde im Jahr 2002 getoastet und seit bestimmt mehr als sechs Jahren im trockenen, dunklen Keller gelagert. Sie hat sich sprichwoertlich selbst zersetzt und ist generell unbrauchbar geworden…

Eine hohe Ausfallquote haben gelabelte CDs, also diejenigen, die nachtraeglich mit einem Papier-Etikett beklebt wurden. Auch die Kombination Marken-Etiketten (z.B. Zweckform) und Marken-Rohling ist davon betroffen.

Fazit: Der Zerfall macht vor digital-optischen Datentraegern auf Dauer nicht Halt.
Beguenstigend auf deren Langlebigkeit wirken sich dennoch folgende Dinge aus:

– Dunkel und trocken lagern
– Langsam brennen (Audio nicht schneller als achtfach, Video bis zu vierfach, Daten bis zu 16-fach)
– Markenrohlinge verwenden (Verbatim, TDK, Sony, etc. Ganz schlecht: Octron, Intenso & Co.)
– Keine direkte Sonnenbestrahlung, grosse Temperaturschwankungen vermeiden
– Niemals nachtraeglich mit Etiketten versehen!

CDs werden bald verschwunden sein. Sehr innovativ und weiter gedacht ist diesbezueglich die Praxis, die manche Plattenfirmen und/oder Bands sich mittlerweile angeeignet haben: Beim Kauf einer Schallplatte wird ein entsprechender Download-Code gleich mitgeliefert, so dass das Album auch z.B. fuer mobile Zwecke zur Verfuegung steht, ohne dass der rechtmaessige Kaeufer der Musik erst irgendwelche (mittlerweile gluecklicherweise gescheiterten) Kopiersch(m)utzmechanismen umgehen muss. Gut so!

KategorienComputerkram, Medien, Musik