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Strip-Flop

18. Mai 2009

Alex sings, Oscar swings, oder war’s andersrum? Egal. Der "Eurovision Song Contest 2009" in Moskau verlief mal wieder desastroes fuer Deutschland. Oskar Loya und "U96"-Alex Christensen konnten ihre "Miss Kiss Kiss Bang" lediglich auf Platz 20 des Sangeswettbewerbes platzieren.

Einen Trost haben sie allerdings: Selbst der Grand-Prix-Veteran Ralph Siegel haette es zumindest diesmal nicht unbedingt besser gemacht, denn der war mit seinem fuer Montenegro produzierten Beitrag schon vorab 'rausgeflogen…

An dieser Stelle sei mal unterstellt, dass Alex und Oscar vielleicht schon vor dem Finale ihre Felle haben schwimmen sehen, denn wie ist es sonst zu erklaeren, dass die Bourlesque-Stripperin Dita Von Teese sozusagen "nachnominiert" wurde, um dem Auftritt in Moskau eine erotische Note zu geben? War nicht genuegend Vertrauen in den Song da? Letztendlich war die gute Dita nur fuer ein paar wenige Sekunden zu sehen und es darf daran gezweifelt werden, ob es ihr zu verdanken ist, dass der deutsche Beitrag nicht ganz hinten landete.

Das es auch anders geht, zeigten beispielsweise die recht erfolgreichen Beitraege aus Estland, Frankreich oder Island. Da stand jeweils eine Saengerin auf der Buehne und ueberzeugte durch Ausstrahlung und Stimme. Keine Flammenwerfer oder Turngeraete mit Tabledance-Option in nuttigen Stiefeln, sondern Abendkleider und begleitende Cellistinnen hatten diesmal die Nase vorn.

Der Siegerbeitrag aus Norwegen profitierte sicherlich vom bubihaften Aussehen des Alexander Rybak, trotzte aber allen anderen, da er aus fast jedem Land wenigstens 8 Punkte bekam, meistens sogar die volle Punktzahl von 12 Punkten. Ein nett arrangiertes, selbstgeschriebenes (!) Lied hat es letztendlich allen gezeigt. Man koennte also fast denken, dass die Musik wieder mehr in den Vordergrund gerueckt sei. Schoen waer’s…

Trotz allem gab es wieder die beruehmte Punkteschacherei unter gewissen Nachbarstaaten und viele Punkte fuer die Tuerkei aus Deutschland. Im Gegenzug kam ein Puenktchen aus Ankara…
Griechenland haette auch die beruehmte "singende Parkuhr" auf die Buehne stellen koennen und haette dafuer noch 12 Punkte aus Zypern bekommen. Die Regelaenderungen waren also doch nur irgendwie halbherzig…

Eine jeweilige Laenderjury sollte ihr Urteil jeweils mit in die Waagschale werfen. Auf deutscher Seite waren das unter anderem Jeanette Biedermann und H.P. Baxxter (Frontman von "Scooter") nebst der einzigen "Genre-Kapazitaet" : Guildo Horn. Das moegen ja alles liebe, nette Leute sein, aber es verwundert an dieser Stelle kaum, dass etablierte Kuenstler sich nicht berufen fuehlen, fuer Deutschland in den Musikring zu steigen. Ein Westernhagen und/oder andere, einschlaegige Kandidaten haben es bei einer nationalen Vorentscheidung sicherlich nicht noetig, vom Urteil eines "Hyper Hyper"-Saengers und einem Seifenopernstar (oder beim eigentlichen Wettbewerb von deren etwaigen Pendants in den anderen Laendern) abhaengig zu sein. Sorry, ist nicht persoenlich gemeint, aber so ist es nunmal…

In den letzten Jahren hat es aus deutscher Sicht fast nur einer geschafft, beim Eurovision Song Contest akzeptable Platzierungen zu erzielen: Stefan Raab. Er selbst landete unter den ersten Zehn, seine beiden weiteren Songs fuer Guildo Horn und Max Mutzke ebenfalls. Und nun soll er es -wenn man der Geruechtekueche glauben schenken darf- richten. Die ARD plant in punkto ESC 2010 angeblich eine Zusammenarbeit mit ProSieben. Der "Stern" deutet daraus, dass die ARD mit ihrem Latein am Ende ist und Pro7 aufgrund der erfolgreichen, Raab’schen Konkurrenzveranstaltung "Bundesvision Song Contest" wertvolle Schuetzenhilfe leisten koenne.

Das koennte sogar klappen. Erstmal. Aber eines wird auch Stefan Raab nicht aendern koennen: Die Punkteschacherei unter "Freunden". Es sei denn, dass Deutschland als einer der groessten Geldgeber fuer diese Veranstaltung seinen Einfluss entsprechend geltend macht. So oder so.

Ein leicht positives Resumée kann in diesem Jahr aber doch gezogen werden: Der norwegische Beitrag hat es geschafft, fast europaweit Anklang zu finden. Das beweist, dass letztendlich die Musik die Sache nach wie vor entscheiden kann – wenn man sie laesst…

Update:
Stefan Raab hat der ARD mittlerweile u.a. aufgrund deren "komplizierter Entscheidungswege" eine Absage erteilt. Nun soll’s der Bohlen holen. Ohauerha… Vielleicht coached Heidi Klum dann zusaetzlich "The Next Eurovision Top Model" :-)

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