Markenwahn und UniKaefer

11. Juni 2011 Kommentare ausgeschaltet

Dirk Salomon und "Rammstein"-Keyboarder Christian Lorenz wollen alte VW-Kaefer vermieten. "UniKaefer" heisst das Projekt, welches sich vornehmlich an Studenten wendet. "Der Käfer ist fast komplett aus dem Straßenbild verschwunden. Es war höchste Zeit, das zu ändern" sagt Salomon in einem Artikel bei Welt.de. Recht hat er, aber bekanntlich ist nichts ewig…

Ich freue mich heutzutage, wenn ich einen alten Renault R4 in gutem Zustand durch Guetersloh fahren sehe, schliesslich war so ein "Kultmobil" mein erstes Auto. Allerdings sind wir Ende der 80er Jahre mal mit einem 44-PS-Kaefer ins damalige Jugoslawien gefahren. Eine absolute Abenteuer-Tour mit einem treuen, vierraedrigen Gefaehrten. Mit den Worten "Dudu macht das schon" kraxelten wir den Wurzenpass hoch und wurden von einem Heissporn im Mercedes waghalsig ueberholt. Ein paar Kurven weiter stand dieser mit dampfendem Kuehler am Strassenrand. :)

Doch zurueck zum konkreten Fall in Berlin. Die beiden erwaehnten Autofreunde betreiben ebenso eine Oldtimer-Vermietung und mit "Berlin Bulli" sogar eine auf VW-Bullis spezialisierte Variante. Dem Artikel ist weiterhin zu entnehmen, dass der Volkswagen-Konzern sich die Worte "Kaefer" und "Bulli" hat schuetzen lassen und rechtlich gegen die Berliner Autovermieter vorgeht…

Mittlerweile sind diese Begriffe doch in den normalen Sprachgebrauch uebergegangen. Auch ein Grosstransporter eines anderen Fabrikats wird gerne mal als "Bulli" bezeichnet. Ein Kommentarschreiber spoettelte sogar, dass die Wolfsburger vergessen haetten, den "MaiKaefer" zu verklagen…

Es ist bedenklich, wenn allgemeingueltige Begriffe ploetzlich als Marken geschuetzt werden. "Windows" beschreibt ja nicht nur das Betriebssystem, sondern auch die stinknormalen Fenster eines Hauses. Doch wenn jemand in den USA seinen Laden z.B. "Werner’s Windows" nennen wuerde, koennte er jederzeit mit einer Klage rechnen. "Apple" lag lange im Clinch mit der gleichnamigen Plattenfirma, bei der u.a. die Aufnahmen der "Beatles" erschienen sind. Aktuell gibt es Probleme mit dem neuen Begriff "iCloud". Der Markenschutz- und Patentwahn geht mittlerweile oftmals viel zu weit. Und warum? Kohle-Kohle-Kohle…

KategorienDiverses

Gelesen: Wa(h)re Freunde

9. Juni 2011 Kommentare ausgeschaltet

Thomas Wanhoff ist nicht nur Podcaster der allerersten Stunde, sondern auch Journalist. Er kennt sich in der schoenen, neuen Medienwelt bestens aus. Aus dem Hessischen ist er mittlerweile nach Laos ausgewandert und hat quasi aus der Ferne ein doch so nahes Buch geschrieben:

"Wa(h)re Freunde – Wie sich unsere Beziehungen in sozialen Online-Netzwerken veraendern"

Das ca. 260 Seiten starke Buch beschreibt die vielen, internetten "Social Media"-Netzwerke, die uns Menschen mittlerweile taeglich umgeben. Dabei werden diese nicht nur genannt, sondern deren Funktionsweisen auch erklaert, ihre Reichweiten analysiert, ihr allgemeiner Stellenwert eingeordnet und ihre Auswirkungen auf unseren Alltag, unser Verhalten und unsere Einstellung zu diversen Dingen diskutiert. Twitter, StudiVZ, LinkedIn, Xing und Facebook sind nur einige, die in diesem Buch vorkommen.

Der Buchtitel ist mehr als zutreffend, denn das Wortspiel an sich zeigt schon verschiedene Facetten, die in dieses Werk eingeflossen sind. Sind virtuelle Freunde auch "wahre" Freunde? Was ist die "Ware Freunde" z.B. den Unternehmen "wert"?

Wer "den Wanhoff" gelesen hat, bekommt einen guten Einblick in die entsprechende Indikatorenbildung und das, ohne sich in abgehobenes (technisches) Kauderwelsch zu verfangen. Der Autor versucht, sich zum einen sachlich der Materie zu naehern, nimmt den Leser zum anderen aber auch an die Hand und verdeutlicht (oftmals unter Zuhilfenahme von beschriebenen bzw. erlebten Alltagssituationen) den subjektiven Aspekt, der vielen Dingen innewohnt. Ein manchmal privat angehauchter Schreibstil traegt sehr zum mentalen Wohlbefinden des bzw. der Lesenden bei.

Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass dieses Buch gewissermassen "allgemeinkompatibel" daherkommt. Sowohl "Kenner" der Materie als auch "Neuankoemmlinge" werden einiges entdecken und auch wiederentdecken, denn Thomas Wanhoff versteift sich nicht auf trockene Statistiken und/oder Auslegungen diverser Medientheorien. Er gibt nachvollziehbare Beispiele fuer viele Sachverhalte, die teilweise sogar aus der Zeit vor dem eigentlichen Internet stammen, aber oftmals noch immer verblueffend-aktuell sind. Als "Digital Immigrant", also als jemand, dem die Computertechnik NICHT in die Wiege gelegt wurde, zeigt er unter anderem, dass vieles von dem, was als "neu" angesehen wird, im Endeffekt gar nicht so neu und prinzipiell auch schon frueher vorhanden gewesen ist. Allerdings sollte der geneigte Leser zumindest einen gewissen, englischen Grundwortschatz mitbringen, um diverse, hier nicht uebersetzte Quellzitate passend verarbeiten zu koennen.

Das Buch ist eine Momentaufnahme, ein nachvollziehbar und fundiert kommentierter Spiegel der derzeitigen Online-Welt mit all ihren Vor- und Nachteilen, geschrieben von jemandem, der bei aller Faszination fuer diese Dinge in erster Linie "Mensch" geblieben ist.

"Wa(h)re Freunde" ist erschienen im Spektrum Verlag (ISBN 978-3-9274-2783-0)

KategorienMedien

Shuttlestart auf Chromdioxid

8. Juni 2011 Kommentare ausgeschaltet


Es sind oftmals Kleinigkeiten, an die man sich sozusagen "auf Stichwort" erinnert…

Die aktuelle Meldung, dass die NASA spektakulaere Fotos von der an die Raumstation ISS angedockten Raumfaehre "Endeavour" veroeffentlicht hat, liess hier tatsaechlich die Erinnerung an eine weisse BASF Chromdioxid Cassette aufkommen :)

Und warum das? Auf diesem Band befand sich ein Mitschnitt der Radio-Live-Reportage des ersten Starts einer amerikanischen Raumfaehre, der "Columbia", im April 1981, die ich begeistert mitgeschnitten hatte. Leider wurde das Band trotz nach wie vor vorhandener Beschriftung irgendwann spaeter mit einem "Barclay James Harvest"-Album ueberspielt.

Dreissig Jahre nach dem Erstflug geht das Space-Shuttle-Programm nun langsam aber sicher seinem Ende entgegen…

KategorienDiverses

Anno 1280 – Mittelalter in Isselhorst

6. Juni 2011 Kommentare ausgeschaltet

Otto III., Graf von Ravensberg, Burgherr der Sparrenburg und Ravensburg, hat am Wochenende zum dritten Mal zum mittelalterlichen Spektakulum "Anno 1280" auf den Hof Kruse bei Isselhorst geladen. Und viele, viele kamen…

Bei Otto dem Dritten handelt es sich aber nicht um eine Phantasiefigur.

"Sein Wirken und Schaffen ist gut überliefert. Das ravensbergische Territorium liegt im heutigen Regierungsbezirk Detmold (Ostwestfalen-Lippe) in Nordrhein-Westfalen. Ausgehend von seinen letztgültigen Grenzen (1652-1807) verteilt es sich auf die Kreise Gütersloh, Herford, Minden-Lübbecke und die Stadt Bielefeld. Die südlichste Begrenzung war der heutige Gütersloher Stadtteil Isselhorst. Otto III., Graf von Ravensberg, persönlich, wird nicht nur das höfische Leben des 13ten Jahrhunderts in all seinen Facetten präsentieren, sondern die Besucher auch auf ihrer Zeitreise in das Mittelalter begleiten. " Quelle: Webseite www.anno-1280.de

Und somit wurde sich auch um Authentizitaet bemueht. Ueberall auf dem malerischen Gelaende standen Zelte, in und vor denen Handwerker oder Kuenstler werkelten oder Haendler ihre Waren praesentierten. Viele Besucher kamen ebenfalls in zeitgemaessen Gewaendern daher. Immer wieder sorgte ploetzlicher Trommelwirbel dafuer, dass spontane Menschentrauben entstanden und dem Treiben der Spielleute zuschauten.

Die "Taverne" war dem Ansturm der Durstigen nicht immer gewachsen, doch gleich nebenan gab es eine "Knechtsemmel" (Bratwurst im Broetchen) als Alternativschmaus. Eine Wasserguillotine und Spontanschwertkaempfe, die scheinbar aus dem Publikum heraus entstanden, sorgten weiterhin fuer Kurzweil. Ein Hoehepunkt war sicherlich das mehrfach ausgetragene "Turnier der Ritter der europaeischen Kronen" (…dessen Sieger ueber das Schicksal der Prinzessin entscheiden durfte :)). Spektakulaer und so, wie man es sich mit dem aus alten Filmen angeeigneten Hintergrundwissen vorstellt: mit Feuersbruensten und Reiterscharen….

Am Freitagabend spielten zudem einige angesagte "Szene-Bands" auf. Dies geschah allerdings unter Zuhilfenahme heutiger Buehnentechnik, die dann auch prompt mehrmals aufgrund von akutem Strommangel versagte. "Der Strom ist weg – und das im Mittelalter – so eine Scheisse" rief der Saenger der Formation "Wolfenmond" ins Publikum und zeigte sich dann zusammen mit seinen Mitstreitern in einer mehr oder weniger zwangsweise duchgefuehrten A-Capella-Einlage stimmsicher. "Wolfenmond" bezeichen ihre Musik selbst als "Symbiose von Mittelalter und Elektro". Eine gewagte Mischung, die aber gut aufgenommen wurde. Desweiteren heizten an diesem wettermaessig malerischen Abend "die Koenige der Spielleute" –Corvus Corax– den Leuten ein, ebenso "Sonor Teutonicus" und "TrRollheimen". Letztere kamen auch an den beiden Folgetagen zum Einsatz.

Norbert "Nobby" Morkes zeigte sich in einem am Sonntag gefuehrten Kurzgespraech, welches demnaechst im "NormCast" zu hoeren sein wird, aeusserst zufrieden mit "seinem" Werk. Zu Recht.

Das Presse-Echo ist bisher deutlichst positiv und die Termine fuer die Neuauflage im naechsten Jahr stehen auch schon fest. Na denn: Auf ein Neues!

KategorienLokales

Selbst ist der MacBook-Mann…

5. Juni 2011 Kommentare ausgeschaltet

Diese Geschichte hat schon Format. Joshua Kaufman, einem Amerikaner, wurde sein MacBook gestohlen. Es wurde tagsueber aus seiner Wohnung entwendet, als er nicht zuhause war. Er verfolgte die Aktivitaeten des Diebes unter Zuhilfenahme einer auf seinem MacBook installierten "App" und leitete die so gesammelten Informationen an die Polizei weiter. Nach einer Woche eroeffnete Kaufman mit "ThisGuyHasMyMacbook" eine Blogseite, auf der er seine Informationen und die mit der Laptop-internen Kamera geschossenen Bilder des Uebeltaeters mit der Oeffentlichkeit teilte. Doch erst, nachdem Kaufman via Twitter auf seinen Blog aufmerksam machte, fand die Geschichte breitere Beachtung. Die Nachrichtenredaktion der ABC-Sendung "Good Morning America" kontaktierte die zustaendige Polizeibehoerde und danach kamen die Ermittlungen erst richtig in Schwung. Wiederum wenige Tage spaeter wurde der Uebeltaeter, ein Taxifahrer, verhaftet und das Geraet seinem findigen Eigentuemer zurueckgegeben. Nicht schlecht. Fazit: "Mediendruck" befluegelt(e) die Polizei und diese "App" namens "Hidden" war auf jeden Fall ihr Geld wert…

KategorienComputerkram