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Religion oder Ethik

27. April 2009

In Berlin wurde am vergangenen Wochenende darueber abgestimmt, ob die Schueler kuenftig zwischen dem bisherigen Pflichtfach "Ethik" und dem Religionsunterricht waehlen duerfen oder nicht. Das Ergebnis: Alles bleibt wie bisher…

Der Religionsunterricht in den Schulen war und ist nicht unumstritten. Schon frueher (soll hier heissen: in den 80er-Jahren) erfolgte eine schnelle Unterteilung in "evangelisch" und "katholisch", die auch den Loewenanteil der jeweiligen Klassen erfasste. Es gab zwar noch sprichwoertliche "Einzelfaelle" (wie z.B. Mitglieder der "Zeugen Jehovas"), die nicht in diese Kategorien hineinpassten und die im Normalfall eine Freistunde geniessen durften, aber andere Gruppierungen fielen rein quantitativ wenig bis gar nicht ins Gewicht. Das Privileg der Freistunde (welches zumindest von vielen Schuelern als solches empfunden wurde) wich dann in der Oberstufe der generellen Freiwilligkeit des Religionsunterrichts.

"In Großstädten wächst eine muslimische Unterschicht, die dringend weltanschauliche Orientierung braucht, und es wäre fatal, gerade diese Jugendlichen von andersdenkenden Altersgenossen zu trennen, wenn es um interkulturelle Konflikte geht." (Quelle: Sueddeutsche.de).

Den Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wer legt fest, wie eine "dringend weltanschauliche Orientierung" auszusehen hat und wer masst sich an, sie jemandem aufzudraengen? Die Loesung kann nur sein, eine moeglichst neutral-objektive und vor allen Dingen SACHLICHE Veranschaulichung der einzelnen Religionsstrukturen in den Schulen durchzufuehren. Wenn aber einer religioesen Gruppe eine andere Anschauung quasi aufgedraengt werden soll, dann ist das zurecht diskussionswuerdig. Und noch schlimmer waere es, wenn dieses durch eine andere religioese Gruppe geschehen sollte…

In meiner Schulzeit war der Religionsunterricht meistenteils freiwillig. Bei der Bundeswehr gab es waehrend der Grundausbildung auch die Moeglichkeit, Diskussionsrunden mit einem Geistlichen waehrend der Dienstzeit abzuhalten – ebenfalls auf freiwilliger Basis. Leer sind die Raeume nie geblieben…

Im Zeitalter von ueberfuellten Stundenplaenen werden sich viele Jugendliche aber doch eher an Freistunden und frueherem Schulschluss zugunsten der Freizeit erfreuen als wie zusaetzlichem Religionsunterricht beizuwohnen. Es sei denn, es ist ein ehrliches Interesse daran vorhanden. Eine Vorab-Trennung solcher Religionsgruppen in der Schule ist allerdings suboptimal, denn der Grat zwischen Objektivitaet und Missionierung ist gerade im Falle von Religionsunterricht ziemlich schmal.

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