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Poetry Slam auf der Dalkeinsel

8. Juli 2012

Es gibt sie noch, die Dichter und Denker. Doch ihre Werke spielen sich nicht immer nur in intellektuellen Hoehen ab, sondern auch mal in der Kloake, die gleich zu explodieren droht. Ein Fahrrad bekommt ploetzlich ein Eigenleben, waehrend die getruebte Seele des ins Heim gesteckten Hundes Selbstgespraeche fuehrt.
Zwischen blumigen Liebeserklaerungen und detailreichen Schilderungen der Auswirkungen des ueberschwenglichen Weingenusses gab es beim auf der Guetersloher Dalkeinsel im Stadtpark am 6.7.2012 abgehaltenen "Poetry Slam" eine Mischung aus durchaus ambionierten und oftmals gelungenen Texten auf die Ohren.

Der "Poetry Slam" ist ein kleiner, lyrischer Wettbewerb, dem diesmal die malerische Naturkulisse sehr gut zu Gesicht stand.

"Der Slam GT ist der Gütersloher Poetry Slam, findet (Anm. d. Red: normalerweise) jeden 2. Monat auf der Kleinen Bühne im Kesselhaus statt und wird vom Autor und DJ Micha-El Goehre moderiert. Neben Slammern aus ganz Deutschland stellen sich auch Poeten aus Gütersloh und der Umgebung regelmäßig ihrem heimischen Publikum.

Poetry Slam ist ein moderner Dichterwettstreit, bei dem die Autoren zeitlich begrenzt und ohne Hilfsmittel ihre Texte vor einem Publikum vortragen können. Das Konzept schlägt eine Brücke zwischen dem gedruckten Wort und der Bühne und überwindet die Grenzen zwischen Autor und Zuhörer. Beim Poetry Slam ist der Zuschauer integraler, aktiver Bestandteil der Veranstaltung, nicht nur, weil das Publikum am Ende den Sieger bestimmt. Es kürt mit seinem Beifall einen Tagessieger, der sich damit auch für den Highlander qualifiziert. Der Gewinner des Highlanders vertritt den Slam GT auf dem NRW-Slam. (…)

Es gibt nur wenige einfache Regeln:
– nur Selbstverfasstes ist erlaubt
– wenn die Zeit vorbei ist (7 Minuten beim SLAM GT) wird gnadenlos unterbrochen
– keine Hilfsmittel (Verkleidungen, Instrumente etc.) (…)" Quelle: SlamGT Weblog

Souveraen und immer wieder fuer einen Scherz gut, zeigte sich Moderator Micha-El Goehre auf der kleinen Buehne und trug einen Text vor, den die aus Zuschauern bestehende Jury als "Massstab" ansehen sollte. Im Durchschnitt gab es pro Jurymitglied ca. 7 Punkte hierfuer. Im Laufe des Abends schienen einige Jurymitglieder diese gelungene Vorlage mental aus den Ohren verloren zu haben, denn so manche, sprichwoertlich "unterirdische" Darbietung erzielte aehnliche Werte. Zumindest muss man den Autoren dieser Werke aber bescheinigen, dass sie -um woertlich im Bild zu bleiben- "die Eier haben", sich auf die Buehne zu stellen und in aller Ausfuehrlichkeit von ihrer letzten Begegnung mit der Kloschuessel zu berichten. Doch hob beispielsweise Sven Stickling aus Bielefeld mit seinen aeusserst treffsicheren Texten das Niveau deutlichst an und letztendlich gewann er zusammen mit "Jonas" die Endausscheidung des Abends. Voellig zurecht.

Ist Geschmack eine Frage des Niveaus oder ist Niveau eine Frage des Geschmacks? Diese Frage stellt sich bei solchen Veranstaltungen durchaus, aber gerade das macht sie so spannend. Es ist wie bei einem Musikkonzert bei offener Buehne, auf der sich sowohl erfahrene Rampensäue als auch blutige Anfaenger tummeln (duerfen). So soll es sein.

Was bleibt, ist die Erinnerung an die doch ueberwiegenden, textlichen Hoehepunkte und an eine wirklich heimelige Insel-Atmosphaere, fuer die neben dem guten Wetter auch ein eigens aus Hamburg "importiertes", schoen anzusehendes Espresso-Mobil sorgte.

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