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oreloB – lyniV murtrhekrev

10. Juli 2013

via flatworld.welt.de (Clemens Wergin) :

"(…) Das Problem ist schnell beschrieben: Eine Schallplatte wird bekanntermaßen von Außen nach Innen abgespielt. Und je weiter die Nadel des Tonabnehmers auf der Rille nach Innen strebt, desto enger werden die Kreise, die die Nadel ziehen muss. Das ist ein Problem besonders bei klassischen Werken, die im Verlauf des Stückes meist dynamischer werden. Die lauten Passagen kommen so oft am Ende einer LP-Seite. Dort also, wo die größten Spurfehlwinkel auftreten und am wenigsten Platz ist für breite Rillenausschläge. Da die Geschwindigkeit der Platte gleich bleibt, aber der Kreisumfang sehr viel kleiner, muss eine immer größere Informationsdichte pro Zentimeter Rille untergebracht werden. Bei lauten Passagen führt das oft zu Verlust von Dynamik oder zu erhöhten Verzerrungen. Bei Rock, Jazz oder Pop kann man das Problem gemeinhin lösen, indem man leisere Balladen jeweils am Ende jeder LP-Seite platziert. Bei Klassik-Werken mit ihrer festgelegten Abfolge geht das nicht. Und deshalb sind laute Passagen oft gerade dort platziert, wo sie technisch am wenigsten Sinn ergeben.

Nun bieten die Techniker von Tacet eine ebenso simple wie eingängige Lösung an: Sie fangen einfach in der Mitte an, die Platte abzuspielen und hören am äußersten Rand auf. Demonstriert wird das ganze an einem klassischen Dynamik-Monster, an “Boléro” von Maurice Ravel, gespielt vom Netherlands Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Carlo Rizzi. Ich habe mir die Platte aus Neugier gekauft. Und tatsächlich ist es erst einmal gewöhnungsbedürftig, dass man den Tonarm im Innern auf die Platte absenkt. Unweigerlich fragt man sich, ob die Nadel am Ende dann vom Plattenteller fällt (so ähnlich wie die Seefahrer im Mittelalter glaubten, herunterzufallen, wenn sie am Rand der Erdscheibe angekommen würden), aber dort ist natürlich eine Endlosrille angebracht, die die Nadel sicher auffängt.

Als Hörergebnis lässt sich eigentlich nur sagen: Es funktioniert. (…)"

Eine unglaublich-einfache Idee, die allerhoechstens den Freunden der Endabschaltung eines Plattenspielers misfallen duerfte, denn die duerfte durch diese Technik ausgehebelt werden.

Natuerlich gibt es auch schon laengst Plattenspieler, die im herkoemmlichen Sinne rueckwaerts abtastan koennen, was aber bisher allerhoechstens fuer das sogenannte "Backward Masking" interessant war, um beispielsweise vermeindlich-absichtliche Botschaften auf alten Rockplatten zu entdecken.

Doch die hier beschriebene "Bolerotechnik" hat sicherlich was fuer sich, auch wenn die Spielzeit einer Platte dadurch dezimiert wird. Eine Weiterfuehrung koennte eine breitgepresste, rueckwaerts laufende 12inch-Maxi-Single sein.

Dynamik wird wieder beachtet – ein wahrer Lichtblick in der Zeit der digitalen Huellkurvenbalken, die sich auf aktuellen CDs wiederfinden…

Link zur LP: Amazon.de | Tacet – Homepage

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