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Smarte Bevormundung

11. Februar 2015

Was waere wohl passiert, wenn man in den guten, alten 80ern nach dem Einwerfen einer VHS-Videocassette vor dem Roehrenfernseher platzgenommen haette und ploetzlich mitten im Film Werbung aufgetaucht waere, die sich eigentlich gar nicht auf der Cassette befand? Man haette wohl wutschnaubend die Axt herbeigeholt…

Unlaengst wurde so ein Szenario unliebsame Realitaet und es ist generell gar nicht mehr so abwegig, denn die neuen, tollen Smart-Fernsehgeraete bieten viele Moeglichkeiten – sowohl fuer die Nutzer, als auch fuer die Macher. Und da liegt der Hase im Pfeffer. Eine Spracherkennungsfunktion ist sicherlich eine schoene Sache, aber sie wird unschoen, wenn der Hersteller des Geraetes sie fuer "Spionagezwecke" nutzen kann, denn schliesslich ist ein Mikrofon im Geraet vorhanden, welches auch ausserhalb der eigentlichen Nutzungszeiten den Raum abhoeren kann. Mittlerweile hat z.B. Samsung zugegeben, dass diese Funktion oftmals ungefragt aktiv ist.

Zudem sammelt das Geraet, wie fast jedes Smartphone oder Tablet auch, Informationen ueber das Nutzungsverhalten der Anwender und gibt sie ggf. anonymisiert an die interessierten Auswerter weiter, die dann z.B. "personalisierte Werbung" aufschalten koennen…
Wer das alles nicht will (und das sind hoffentlich die meisten), muss in die Einstellungen des "Smart Hubs" gehen, dort die fuenf oder sechs verschiedenen Menuepunkte abarbeiten und saemtlichen Geschaeftsbedingungen durch Setzen eines kleinen Haekchens mit der Fernbedienung widersprechen. Hier laesst sich auch die Spracherkennungsfunktion deaktivieren.

Natuerlich lassen sich auch alle Datendienste mit einem einizgen "Klick" auf einmal ausschalten, aber ein paar moechte man ja doch ab und zu mal nutzen…

Eine weitere Ueberraschung bereitete der neue TV-Bolide sprichwoertlich im Schlaf: Er fuehrte (ungewollt!) einen Satelliten-Sendersuchlauf durch und schaltete die aktive Kanalliste zunaechst unbemerkt auf "Alle Sender" um. Schon waehnte man die muehsam erstellte Favoritenliste im Daten-Nirwana, doch immerhin liess sie sich ganz einfach reaktivieren. Auch diese Sendersuchfunktion im Stand By (der anscheinend gar keiner mehr ist) laesst sich gluecklicherweise deaktivieren.

Die neuen, internetfaehigen TV-Geraete haben viel zu bieten – sie geben aber auch viel preis, wenn man sie nicht von vornherein baendigt. Seitdem hier die obigen Massnahmen eingeleitet wurden und der TV ausserhalb der Nutzungszeiten via Funksteckdose stromlos geschaltet wird, ist Ruhe.

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